Mit dem Senioren-Nothilfefonds der Stadt Würzburg werden Menschen ab dem vollendeten 60. Lebensjahr in finanziellen Notlagen unterstützt, wenn keine anderen Hilfen greifen, alle Möglichkeiten ausgeschöpft sind und die Voraussetzungen erfüllt sind.
Seit 2016 ergänzt unser Club mit weiteren finanziellen Zuwendungen. In Kooperation mit der Stadt wurde nun die Idee geboren, Seniorinnen einmal im Monat bei Kaffee und Kuchen zum Austausch ins Café Senza Limiti in der Augustinerstraße einzuladen.
„Armut macht einsam, und gegen diese Einsamkeit wollen wir mit unserer neuen Initiative etwas tun“
so unsere Zontian und Leiterin des Arbeitskreises „Frauen in Altersarmut“ Dr. Elisabeth Jentschke.
Der Sozialreferentin der Stadt Würzburg, Dr. Hülya Düber, liegt dieses gemeinschaftliche Angebot sehr am Herzen:
„Wer wenig Geld hat, kann kaum am gesellschaftlichen Leben teilnehmen.
Wir möchten gesellschaftliche Teilhabe mit dem kostenlosen Kaffeenachmittag im Monat fördern und hoffen,
dass die Einladung rege von den Seniorinnen zum Austausch genutzt wird.
Ich bin sehr dankbar um dieses ergänzende Angebot.“
Die Seniorinnen können die Gutscheine bei den städtischen Quartiersmanagements mitnehmen. Mehr dazu finden Sie auf der Webseite der Stadt Würzburg.
Es gibt eine Fülle an Gründen, warum Frauen im Ruhestand in Not geraten. Ein Grund ist längeres Pausieren während der Kindererziehung. Im Schnitt haben Frauen eine Rente von 765 € und Männer 1.265 €.
Foto und Text von Claudia Lother / Pressestelle Stadt Würzburg
Selbst in Armut ist Geld nicht alles
Erfahrungsberichte der betroffenen Frauen (Namen aller geändert):
Manchmal fühlt sich Christa G. am Ende. Durch die Pflege ihrer Mutter verlor sie alles. „Ich gab meine Praxis und meine Wohnung auf“, erzählt die 68-jährige Therapeutin im Café Senza Limiti, wohin unser Club einmal im Monat zu Kaffee und Kuchen einlädt. Die Pflege war so anstrengend, dass Christa G. vor drei Jahren einen Burnout erlitt. Weder gesundheitlich noch finanziell kam sie seitdem wieder auf die Beine.
Nichts ist schlimmer, als arm, alt, krank zu sein. Das kann zur Verzweiflung führen, bis hin zu Suizidgedanken.
„Es ist unglaublich, wie die Menschen hier im Café Anteil nehmen“, sagt sie, blickt hoch auf die Frauen, die um den Kaffeetisch sitzen, und Tränen treten ihr in die Augen. Vor Christa G. steht eine Tasse Tee. Bezahlen muss sie dafür nicht. Die Kosten werden unserem Club übernommen. Man sieht es Christa G. nicht an, dass sie mit jedem Cent knapsen muss. 800 Euro Rente stehen der Würzburgerin monatlich zur Verfügung: „560 Euro zahle ich für ein 27 Quadratmeter großes Zimmer.“ Mit das Schlimmste ist, dass die Lust am Leben schwindet.
„Allein mit Geld über unseren Sozialhilfefonds ist Seniorinnen nicht gedient. Mit unserem Treff wollen wir Frauen in prekärer Lage aus ihrer Einsamkeit holen“, so Dr. Elisabeth Jentschke, die Leiterin unseres Arbeitskreises "Frauen in Altersarmut".
Für Christa G. war es wohltuend, hier Frauen kennenzulernen, die vom Schicksal ähnlich gebeutelt wurden.
Bei Elisabeth K. ging es nach der Scheidung abwärts. Sie ist 74 Jahre alt und war lange als Krankenschwester tätig. Neben der Arbeit kümmerte sie sich um fünf Kinder: „Ich habe mich so verausgabt, dass ich einen Burnout hatte.“
„Es ist zwecklos, zu jammern,“ meint Anne G., die mit ihren 82 Jahren die Älteste am Tisch ist. Die gelernte Bäckereifachverkäuferin, die 800 Euro Rente im Monat bezieht, will sich nicht unterkriegen lassen. Trotz schwerer Krankheit versucht Anne G., so oft wie möglich unter Leute zu kommen: „Ich will nicht daheim sterben.“ Den Kaffeetreff findet sie großartig: „Denn es ist nichts schlimmer, als alleine zu sein und in der Runde verstehen alle sofort alles.“